Glanzstücke der Schachgeschichte – Folge 8
Bildhafte Begriffe am Schachbrett – Folge 2
Endspiel intensiv – Folge 5
Festungsbau
Hausaufgabe
Eröffnungsgrundsätze
Wir bedienen uns wieder einmal in der unerschöpflichen Sammlung des Autors Tim Krabbé. Er hat auf seiner Homepage
u.a. eine Zusammenstellung der 110 schönsten Züge der Schachgeschichte veröffentlicht ("The 110 greatest moves ever played").
Drei auf verschiedene Art interessante Beispiele wollen wir uns anschauen.
Zum Auftakt eine erfrischende Kurzpartie zweier russischer Meister:
Rusakov – Verlinsky, Moskau 1947
Von der Kurzpartie zum Endspiel: Sehen wir den Schluß eines Großmeisterduells zwischen dem Spanier Bellon und dem Kubaner Garcia.
Bellon – Garcia, Kuba 1976
Und noch ein Sieg eines Kubaners im Duell zweier Großmeister. Reynaldo Vera gewinnt hier gegen den Argentinier Garcia Palermo.
Garcia Palermo – Vera, Kuba 1981
Der Begriff der Fesselung ist uns eigentlich schon geläufig. Heute wollen wir das Wissen darüber noch
etwas zusammenfassen.
Hier also zunächst die wichtigsten Begriffe mit jeweils einem erläuternden Bild dazu.
Zunächst ganz einfach: Eine Echte Fesselung liegt vor, wenn der gefesselte Stein überhaupt nicht ziehen kann. Das ist nur der Fall, wenn er dadurch ein Schach aufdecken würde. |
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Als fast echte Fesselung bezeichnet man die Situation, wenn die gefesselte Figur nur entlang der Fesselungslinie ziehen darf. Dabei kann sie evtl. die fesselnde Figur schlagen. |
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Eine unechte Fesselung liegt vor, wenn die gefesselte Figur beliebig ziehen kann, weil dabei nicht der König ins Schach gerät, aber z. B. die Dame verloren geht. Gerade bei unechten Fesselungen muß man immer darauf achten, dass der Gegner keinen überraschenden Abzug anbringen kann. |
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Von einer Kreuzfesselung ist die Rede, wenn eine Figur im Schnittpunkt zweier Linien steht und auf beiden eine Fesselung gegeben ist. |
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Schließlich spricht man von einer Halbfesselung wenn 2 Figuren in einer Wirkungslinie stehen und bei Wegzug der einen die andere gefesselt wäre. |
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Sehen wir nun 2 Partiebeispiele:
Zunächst die sogenannte "Unvergängliche Fesselungskombination" aus einer frühen holländischen
Fernpartie
Boekdrukker – Lewander, 1936
Und zum Abschluß eine Fesselung aus einer Eröffnungsfalle heraus, die mir in schnellen Partien auf dem Fritz-Server
immer wieder gelingt :-)
Binder – NN
Soviel also zur Fesselung. Alle diese Beispiele haben eine Gemeinsamkeit, die den Begriff "Fesselung" kennzeichnet:
Die "vordere" Figur ist weniger wertvoll, als die "hintere". Deshalb wird (oder muß) man vermeiden, diese Figur
weg zu ziehen, auch wenn sie dabei verloren geht. (Wir betrachten natürlich den König als wertvollste Figur. Sein Schutz
hat oberste Priorität).
Oft mit der Fesselung verwechselt wird der "Spiess". Dieses Motiv ist dadurch gekennzeichnet, dass die stärkere
Figur "vorn" steht. Sie muß weggezogen werden und öffnet dabei eine Wirkungslinie zu einer schwächeren Figur, die
dann verloren geht. (Wieder wollen wir den König als wertvollste Figur betrachten.)
Zwei sehr schöne Studien verdeutlichen die Wirksamkeit solcher Spieß-Drohungen. In beiden Fällen wird schließlich die Dame erobert.
Studie von van Vliet
Studie von Rinck
An vielen Stellen früherer Trainingsstoffe sind uns die heutigen Themen bereits begegnet. Jetzt wollen wir sie
noch einmal gebündelt besprechen. Wir lernen geometrische Aspekte der Königsbewegung im Endspiel verstehen.
Es handelt sich um:
Der Stoff dazu befindet sich in einem gesonderten Dokument:
Geometrische Motive der Königsführung im Endspiel
Genau genommen also noch ein bildhafter Begriff, jedoch einer der weitere Betrachtung verdient.
Durch "Festungsbau" lassen sich oft materiell klar nachteilige Stellungen noch erfolgreich verteidigen.
Das Geheimnis besteht (wie bei vielen anderen Motiven auch) darin, dass man im richtigen Moment an diese
Möglichkeit denkt.
Beim Festungsbau gibt es im Prinzip zwei Grundmuster:
In beiden Fällen wird sich der Verteidiger hinter seiner Festung verschanzen. Der Angreifer müsste
zum Aufbrechen der Festung so viel Material opfern, dass er danach nicht mehr gewinnen kann.
Sehen wir uns zunächst 2 Beispiele zum Thema "Festung durch eine Bauernkette" an. Im ersten Beispiel handelt
es sich um eine bekannte Studie, welche das Grundprinzip ideal verdeutlicht.
Studie von Rudolph, 1912
Zugegeben, das war konstruiert. Aber auch in der praktischen Partie ist dieses Motiv zu sehen:
A. Petrosjan – Hazai, Jerewan 1970
Nun sehen wir ein anderes Motiv, das ebenfalls unter dem Begriff "Festungsbau" verbreitet ist. Es geht um
die Verteidigung materiell nachteiliger Endspiele durch das Verschanzen hinter einer sicheren Festung, in die
der Gegner nicht mit vertretbarem Aufwand eindringen kann.
Sehen wir auch dazu einige Beispiele:
Grundmotiv der Festung
Fast identisch kam dieses Motiv auf höchster Wettkampfebene – im Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft – vor.
Flohr – Lilienthal, 1950
Es folgt ein Beispiel mit einer Festung aus 2 Läufern.
Studie von Lolli, 1763
Und schließlich eine seltene Festung, in welcher die Dame eingesperrt wird. Wir sehen einen genialen Trick des
tschechisch-deutschen Großmeisters Vlastimil Hort ("Schach ist scheeen – wenn man kann.") aus der Partie gegen den
holländischen Großmeister Hans Ree.
Ree – Hort, Niederlande 1986
Wir lösen jetzt die Aufgabe aus Training Nr. 20 auf.
Es handelte sich um lehrreiche 2 Stellungen aus Meisterpartien.
Hier die Antworten:
Lösung zur 1. Aufgabe
Lösung zu beiden Fragen der 2. Aufgabe
Und hier nun die neuen Aufgaben für dieses Mal.
Wir sehen 3 einfache Aufgaben zum Thema "Festungsbau". Vor allem die beiden ersten sollten keinerlei
Probleme stellen, wenn man die Ausführungen zu diesem Thema aufmerksam gelesen hat.
Aufgabe 1
Aufgabe 2
Aufgabe 3
Wir haben in unserer Serie zu den Eröffnungsfallen genug schlechte Eröffnungszüge gesehen. Nun wollen wir
noch einmal zusammenfassen, worauf es in den ersten Zügen einer Partie ankommt. Viele große Meister und
Schachlehrer haben versucht, das wesentliche in prägnanten Sätzen darzustellen.
Unter diesen Angeboten habe ich mich für die "10 rules for opening" des Exeter Chess Club entschieden:
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich