Ein interessantes Bauernendspiel
Rekorde im Schach – Folge 4
Hausaufgabe
Einführung in die Schachstrategie – Folge 2
Schachlinks – Folge 9
Final Fun
Mein junger Vereinskamerad Leif Arndt spielte beim Weihnachtsturnier in Potsdam 2003 ein in mehrfacher Hinsicht
sehr interessantes Bauernendspiel gegen die renommierte Berliner Spielerin Gerda Strate.
Sehen wir zunächst, wie die Partie in der entscheidenden Phase verlief.
Strate – Arndt, Potsdam 2003 – tatsächlicher Verlauf
Das sah alles ziemlich logisch aus, und die Partie hat auch das korrekte Ergebnis gefunden.
Doch an einer Stelle müssen wir noch einmal genau nachsehen.
Strate – Arndt, Potsdam 2003 – Variante
Auch in scheinbar klaren Endspielen muß man also bis zuletzt auf alle Eventualitäten achten. Umgekehrt ist auch in scheinbar hoffnungsloser Verluststellung oft noch eine letzte Ressource verborgen.
Hier nun wieder ein paar skurrile Rekorde von der Homepage von Tim Krabbé.
Eine eigene Rekordrubrik widmet Tim Krabbé den am längsten einstehenden Figuren. Er meint damit
Figuren, die durch einen Bauern angegriffen sind, nicht weggezogen, aber auch nicht geschlagen werden.
Interessant ist natürlich, warum die Figuren jeweils "unverwundbar" waren.
Beim Top-Turnier in Niksic 1983 waren immerhin 4 Weltmeister (Kasparow, Spasski, Tal und Petrosjan) sowie
zahlreiche weitere Weltklassespieler am Start. In der Partie zwischen dem Holländer Timman und dem
Jugoslawen Ljubojevic stand die schwarze Dame 4 Züge lang unter Beschuß:
Timman – Ljubojevic, Niksic 1983
In der Partie der Österreicher Zöbisch und Wittmann stand ein Turm 8 Züge lang ein, bevor er schließlich doch
genommen wurde. Die Partie ging wenig später verloren. Den "Übermut" hätte Schwarz allerdings eindrucksvoll
bestrafen können.
Zöbisch – Wittmann, Österreich 1984
Dieser Rekord wurde 20 Jahre später bei der Weltmeisterschaft übertroffen. Der Ungar Almasi konnte seinen Turm
9 Züge lang einstehen lassen.
Almasi – Ye Jiangchuan, Tripolis 2004
In einer Partie aus Holland stand ein Läufer ganze 32 Züge im Angriff eines Bauern, ehe er geschlagen wurde. Allerdings fiel es leicht, ihn
nicht zu schlagen, denn er war gefangen.
Wolthuis – Fokkink, Amsterdam 1987
Schließlich sehen wir noch einmal Ljubojevic. Gegen den Engländer Anthony Miles ließ er 1986 in Tilburg (bei einem
der stärksten Turniere jener Zeit) einen Springer ganze 27 Züge angegriffen stehen.
Miles – Ljubojevic, Tilburg 1986
Wir lösen jetzt die Aufgabe aus Training Nr. 16 auf.
Wir hatten 3 kleine Kombinationen vorgestellt.
Lösung 1
Lösung 2
Lösung 3
Und hier nun die neue Aufgabe für dieses Mal.
Es handelt sich um eher leichte Kost aus einer Parte zweier russischer Großmeister. Natürlich löst ein
aktuelles Schachprogramm diese Aufgabe schnell – deshalb bitte unbedingt ohne Computerhilfe versuchen.
Simagin – Bronstein, Sowjetunion 1947
Wir setzen unsere Vorstellung wichtiger Strategie-Themen fort.
Heute geht es erneut um eine Form der Bauernschwäche: den Doppelbauern.
Doppelbauern entstehen in der Regel nach einem Abtausch. Fast immer – besonders jedoch im Endspiel – sind sie eine
ernsthafte Schwäche. Dafür sprechen vor allem folgende Aspekte:
Sehen wir uns zunächst eine typische Endspielstellung an. Man kann sich leicht vorstellen, dass in der Eröffnung
durch Abtausch ein Doppelbauer entstand und Weiß danach alle Figuren getauscht hat.
Doppelbauer im Endspiel
Und hier nun das praktische Beispiel dazu: Wir sehen eine Partie aus dem Kampf um die Weltmeisterschaft im Jahre 1908.
Lasker – Tarrasch, Düsseldorf 1908
In der nächsten Partie sehen wir eine exemplarische Vorführung des Spiels gegen den Doppelbauern.
Weltmeister Alexander Aljechin (1892 – 1946) bezwang den starken Engländer Frederick Yates (1884 – 1932).
Aljechin – Yates, Semmering 1926
Die folgende Partie stammt aus dem historischen Radio-Wettkampf 1945 zwischen der Sowjetunion und den USA. Der Russe Isaak Boleslawski (1919 – 1977)
bezwang den amerikanischen WM-Kandidaten Reuben Fine (1914 – 1993).
Boleslawski – Fine, 1945
Im letzten Beispiel sehen wir die Unbeweglichkeit der Doppelbauern. Hier spielt der Franzose David Janowski (1868 – 1927) in einem WM-Kampf gegen
den einzigen deutschen Weltmeister Emanuel Lasker.
Janowski – Lasker,Paris 1909
Und wieder ist es Zeit, auf einige interessante Seiten im Internet zu verweisen.
Zum Öffnen der Seiten bitte immer den Text im linken Tabellenfeld anklicken.
URL | Erklärung |
---|---|
Schachtherapeut | Manfred Herbold – ein erfolgreicher Schachspieler und -trainer mit unterhaltsamen und lehrreichen Partien in sehr angenehmer Gestaltung. |
Peter Schreiner | Äußerst fundierte Seite zum Computerschach: theoretische Grundlagen, Tipps + Tricks, unabhängige Produktvorstellungen |
Chess Cafe | Sehr interessante Online-Schachzeitschrift auch zu hintergründigen Themen. ENGLISCH |
Chessopolis | Sehr gut sortierte Linksammlung. ENGLISCH |
Heute gibt es einige Anekdoten aus dem Leben bekannter Schachmeister:
Immer wieder stellen gerade Laien die Frage, wie weit ein starker Spieler eigentlich vorausrechnet.
Einige Top-Spieler haben diese Frage auf ihre Art beantwortet:
Aljechin: Meistens 4 Züge, selten mehr als 6.
Capablanca: Manchmal 25 bis 30 Züge.
Marschall: 2 Züge, aber 2 gute!
Reshevsky Einen Zug mehr als mein Gegner.
Fischer: Ich rechne überhaupt nicht voraus. Ich gewinne auch so.
Die Zerstreutheit mancher (!) Schachspieler ist sprichwörtlich. Von Großmeister Najdorf (1910 – 1997) wird berichtet, dass er sich bei der Schacholympiade 1974 einen Tee holte und dann nicht zu seinem Brett zurückkehrte, sondern sich an einen falschen Tisch setzte. Als er sich einem ihm unbekannten Spieler gegenüber sah, meinte er väterlich: "Ich glaube, Sie haben sich in Ihrem Platz geirrt."
Übrigens: Jüngst in völlig anderem Zusammenhang gelesen – aber auch für Schachspieler interessant:
Verlieren ist wie gewinnen – nur andersrum.
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich